Der undifferenzierte Rundumschlag unter dem Titel „Was bleibt“ kann nicht unwidersprochen bleiben. Es zeugt von einiger Blindheit, wenn die Autoren unreflektiert die Meinungen von Personen übernehmen, die lediglich, wenngleich zu Recht die Interessen ihrer Institutionen vertreten. Und es ist wohlfeil, Personen in leitenden Positionen anzugreifen, wenn diese sich angreifbar machen.

Zweifellos hat Marlis Drevermann sich angreifbar gemacht: Sie hat schwierige Themen angepackt und hierfür nach Lösungen gesucht. Dazu zählt die neue Perspektive für das Museum August Kestner im Rahmen des Museumsverbundes ebenso wie die Etablierung der Kunstfestspiele in Herrenhausen. Solche Entwicklungsprozesse gehen nicht ohne Differenzen vonstatten, und die Personalentwicklungen der jüngsten Zeit (Dr. Scheper und Dr. Schweeger) resultieren möglicherweise auch, aber nicht nur, aus solchen Differenzen. Dabei war die Neupositionierung des Museums August Kestner überfällig, und auch die Kunstfestspiele mussten eine sichere Perspektive erhalten. Nur so können diese Leuchttürme in Hannovers Kulturlandschaft gesichert werden.

Nicht nur damit hat die Kulturdezernentin gezeigt, dass sie willens und fähig ist, schwierige Themen anzupacken. Weitere Beispiele wären die Fortentwicklung der Erinnerungskultur in Hannover (wo Drevermann es verstanden hat, das Denkmal auf dem Opernplatz einer allseits akzeptierten Gestaltung zuzuführen, die schwierige Arbeit des Beirats zur wissenschaftlichen Betrachtung namensgebender Persönlichkeiten in ruhige Bahnen zu lenken und das Konzept für einen Lernort zur Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur in Angriff zu nehmen) wie auch die Suche nach angemessenen Konzert- und Probenräumen für Chöre, die mit dem Umbau der Christuskirche eine konstruktive und langfristig tragfähige Lösung gefunden hat.

Von Anfang hat Marlis Drevermann das Gespräch mit den verschiedensten, z.T. nicht einfachen Kultur-Akteuren gesucht. Dass sie dabei das weite Spektrum der Kulturszene Hannovers im Blick hat, zeigen u.a. Drevermanns Verdienste um das KinderTheaterHaus und um die Bewerbung Hannovers als „Unesco-City of Music“. Auch in den Baumaßnahmen der letzten Jahre zeigt sich Drevermanns Engagement für die lokale Kulturlandschaft in ihrer ganzen Weite: Dass die Umbauten sowohl an einem der regional bedeutsamsten Kulturzentren, dem Pavillon, als auch am international renommiertesten Museumsbau Hannovers nicht im Kostenrahmen geblieben sind, ist dabei nicht unbedingt der Kulturdezernentin anzulasten. So schmerzlich jede Kostensteigerung ist, so bleiben sie selbst beim Sprengel im bundesweiten Vergleich (Elbphilharmonie) durchaus überschaubar.

Marlis Drevermann ist sicherlich eine streitbare Person – in ihrem Amt muss sie das angesichts der vielfältigen Interessengruppen aber auch sein. Das mag man kritisch sehen; die Kulturdezernentin jedoch auf derart persönliche Art und Weise zu diskreditieren, wie dies hier geschieht, ist nicht hinnehmbar/unanständig.

Belgin Zaman, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion Hannover